Mein Blind Date mit dem Leben (Achtung Spoiler-Alarm)

Als ich gehört habe, dass aktuell ein Film über einen sehbehinderten jungen Mann namens Saliya im Kino läuft, hat es mich automatisch ins Kino gezogen. Das tolle ist, dass dieser Film auf einer wahren Begeben­heit beruht und nach dem Buch des wahren sehbehinderten Mannes verfilmt wurde. Ich bin ohne jede Vorstellung des Filmes ins Kino gegangen und habe auch vorher nicht das Buch gelesen. Klar, dass ich wahrscheinlich noch gefesselter bin von solch einer Geschichte wie Menschen die mit dem Thema Behinderung nur selten oder gar nicht in Berührung kommen.

Ich habe beim Anschauen des Filmes sehr viele verschiedene Gefühlswelten durchlebt. Von lachen, Machtlosigkeit und weinen war alles dabei. Der Film spricht viele wichtige Aspekte im Leben eines Menschen mit Behinderung an und das egal welcher Behinderung. Angefangen damit, dass es leider immer noch keine Selbst­ver­ständlichkeit ist, mit einer Behinderung eine Regelschule besuchen zu können. Die betroffenen Menschen und gerade ihre Eltern müssen dafür kämpfen um diese Möglichkeit zu bekommen und nicht auf eine Sonderschule gehen zu müssen. Der Film zeigt aber auch, dass die Menschen mit Sorgen und Ängsten konfrontiert sind. Das zeigt sich besonders am Beispiel des Vaters, der seinem Sohn mit Erkennung der Sehbehinderung den Schulabschluss auf einem normalen Gymnasium nicht mehr zutraut. Der Vater entfernt sich letztendlich immer mehr von der Familie vor allem von dem behinderten Sohn.

Saliyah zeigt, dass es das Wichtigste ist, an sich zu glauben und sich nicht aufzugeben. Jeder von uns hat seine eigene Wünsche und Vorstellungen von der Zukunft. Auch wenn uns Steine in den Weg geworfen werden, müssen wir versuchen nicht aufzugeben und immer unser bestes zu geben egal wie schwer unser Schicksal ist. Durch seine Stärke und Willensmut schafft er es, auch andere von sich zu überzeugen. Doch erstmal verheimlicht er seine Behinderung, da er durch dessen Erwähnung in seinen Bewerbungen keinen Erfolg hat. Na gut, eine Ausbildung zum Hotelfachmann mit einer Sehbehinderung zu machen ist nicht gerade das naheliegendeste und einfachste. Doch alles was Saliyah braucht ist eine Chance. Arbeitgeber dürfen den Bewerber nicht nur auf seine Behinderung beschränken. Wir müssen versuchen den ganzen Menschen zu sehen und nicht nur eine Behinderung und vielleicht spätere Barrieren im Arbeitsverhältnis wie Kündigungsfristen, speziell benötigter Arbeitsbereich außen hervor lassen. Mich hat es im Kino teilweise richtig wütend gemacht mit ansehen zu müssen, dass Saliyah es ja schon mit seiner Behinderung schwer hat aber noch dazu kommt, dass er nicht zu sich selber stehen kann so wie nunmal ist. Saliyah meistert seine Ausbildung im Ganzen ganz gut. Er muss nur viel härter an sich arbeiten. Wir brauchen Arbeitgeber die sich auf Arbeitnehmer mit Behinderung einlassen und die Vorteile darin sehen, nämlich die personelle Vielfalt und die Leidenschaft, die die Menschen für diesen Beruf mit sich bringen. Hier muss in Zukunft noch sehr viel Arbeit geleistet werden damit Menschen mit Behinderung auf Regelschulen und später auf den ersten Arbeitsmarkt gelangen.

Saliyah merkt schließlich, dass er nicht gegen seine Behinderung ankämpfen kann. Menschen mit Behinderung müssen lernen zu sich stehen, zu ihrer Behinderung. Zu ihrer Andersartigkeit und diese versuchen zu ihrem ganz persönlichen Profit zu machen. Saliyah hat das letztendlich geschafft und man merkt, dass er erst ab diesem Moment wirklich glücklich und freit ist. Wenn es Familie und Freunde um uns herum gibt, die uns so unterstützen wie wir sind, macht es das natürlich viel leichter. Doch wenn wir mit unser Behinderung ein gewisses Selbstbewusstsein ausstrahlen werden wir auch merken, dass unser Gegenüber ganz anders auf uns reagiert.

Saliyah hat sein Glück und zu sich selber gefunden. Er hat seine Ausbildung bestanden und sich seinen Wunsch erfüllt. Er hat es nur auf andere Art und Weise geschafft, doch er hat es geschafft. Ich würde mir wünschen das dies nur für viele Menschen mit Behinderungen leichter gestaltet werden kann und mehr zur Selbstverständlichkeit wird. Ich kann den Film nur weiter empfehlen. Der Film hat mir sehr viel gegeben. Ich hoffe nur, dass die Menschen, die sich diesen Film anschauen auch wirklich verstehen, dass das nicht nur ein Film ist sondern leider auch Realität.

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