Eisballerinas

In meiner Vorstellung war einer meiner Traumdates immer Schlitt­schuhlaufen zu gehen. So richtig romantisch im Winter. Ich bin total kuschelig angezogen, sehe aus wie eine kleine Eisballerina mit roter verfrorener Nase und meine kalte Hände müssen von meinem Date gewärmt werden. Mein Datepartner und ich müssen uns gegenseitig stützen um nicht die ganze Zeit hinzufallen und lernen so gemeinsam Schlittschuhlaufen.

Nun könnt ihr euch vorstellen, dass das ein bisschen schwierig ist, wenn man einen Rollstuhl unter seinen Po hat. Und so habe ich mein Traumdate nie bekommen. Bis jetzt! Seit einigen Jahren suche ich mir Aktivitäten heraus, die eigentlich so mit einer Körperbehinderung nicht funktionieren können. Da ich keine Lust darauf habe, dass mir irgendjemand sagt, du kannst doch kein Schlittschuhlaufen, probiere ich es einfach. Ok, ich kann mit meinen Füßen wirklich kein Schlittschuhlaufen aber ich kann das Eis doch mit dem Rollstuhl betreten.

Da ich seit einigen Jahren mit meinem Traumdatepartner durch das Leben gehe und rolle hatte ich die beste Grundlage um das Date in die Wirklichkeit umzusetzen. Das tolle ist, das er mit mir gemeinsam alles ausprobiert und mir auch vieles ermöglichen möchte. So sind wir an einem Sonntagnachmittag zur Eisbahn gefahren. Für uns war es beide das erste Mal auf dem Eis. Ich glaube mein Freund hat sich gefreut, dass er sich für den Anfang an meinem Rollstuhl festhalten konnte und ich habe es einfach nur genossen endlich Eisballerina auf vier Räder zu sein.

Es war ein schönes Gefühl etwas machen zu können, was ich vorher nie für möglich gehalten habe. Es lag für mich bisher einfach auf der Hand, dass ich das nicht machen kann. Ich bin zwar nicht im herkömmlichen Sinne Schlittschuh gelaufen aber ich war auf meiner Art und Weise auf dem Eis. Und es hat richtig Spaß gemacht mit dem Rollstuhl auf dem Eis herum zu cruisen und das gemeinsam mit meinem Freund zu erleben. Für mich ist es keine Selbstverständichkeit solch einen Moment erleben zu können. Es war ein schöner und besonderer Moment, denn ich von nun ab jeden Winter so noch einmal erleben möchte.

Eine Antwort auf „Eisballerinas“

  1. Liebe Kim,
    ich habe Ihre Sendung zu Corona am vergangenen Dienstag bei Sport1 zufällig gesehen und fand sie sehr interessant und auch ihre Moderation sehr gut. Aus Interesse und da ich Sie zum ersten Mal sah, habe ich gegoogelt und mir war gleich ihre Affinität zu Eis und gelegentlichen Sportanfällen trotz Sportmuffeligkeit sehr sympathisch, da es bei mir ähnlich ist. Erst seit ich während des Studiums die wundervolle Sportart Curling (auch übers Fernsehen) kennen gelernt habe, hat mich das Sport-Virus gepackt. Als ich ihr Eisballerina-Video sah, wollte ich daher nur den Tipp geben, dass es auch Rollstuhl-Curling gibt, und man auch ganz gut im Mix mit Gehenden spielen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass das Ihnen Spaß machen könnte. Wenn also die Coronakrise irgendwann mal soweit vorbei ist, dass Sportvereine wieder öffnen können, wäre das vielleicht einen Versuch wert, da es vor allem in Süddeutschland mehrere Curling-Clubs gibt (www.curling-dcv.de/vereine).
    Viele Grüße!

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